Curry in a hurry - 5 Tage Indien
Fünf Tage Indien, und dann noch mit Kind ? Alleine, ohne Mann? Ja, das geht gut und es war eine fantastische Reise.
Die erste Überraschung bei der Ankunft in Delhi: es regnet, und zwar richtig! Bei unserer Ankunft ist die gesamte Tiefgarage des Flughafens unter Wasser und mein erster Gedanke ist: „Oh mein Gott, dem wolltest Du doch entkommen… ". Erst am nächsten Morgen verstehe ich, dass das ein Segen war. Die Stadt ist etwas runtergekühlt, frisch gesäubert und von Smog keine Spur.
Die ersten beiden Nächten haben wir im Hotel Imperial in Delhi verbracht. Ein wunderschönes Hotel im Kolonialstil mit edler Ausstattung. Alles „very british“ und qualitativ sehr hochwertig. Marmor, dunkle Hölzer und wunderschöne Blumengestecke prägten das Gesamtbild. Das Zimmer war sehr geräumig und hatte einen wunderschönen Blick auf den grünen, sehr gepflegten Innenhof. Überall duftete es traumhaft und es war ein Genuss für alle Sinne. Das Hotel liegt sehr zentral, ist der perfekte Standort für Erkundigungen und eine Oase der Ruhe. Der ideale Ort, um nach kontrast- und erlebnisreichen Tagen Körper und Seele zur Ruhe kommen zu lassen.
Der erste Tag:
Die erste Nacht war sehr kurz, Frühstück um sechs Uhr und anschließend Abfahrt im Jeep zum ersten Highlight unserer Indien-Reise: das Taj Mahal.
Zweite Überraschung bei Tageslicht: Es stehen wirklich Kühe auf den Straßen!
Nach ca. zwei Stunden Fahrt auf einer Autobahn, die wie mit einem Lineal gezeichnet von Delhi nach Agra verläuft, erreichen wir das Taj Mahal.
Was während der zweistündigen Autofahrt sehr eintönig erscheint, wechselt schlagartig, als wir die Stadt Agra erreichen.
Hier zeigt sich Indiens Vielfalt: ein Land voller Kontraste, voller Farben und Gerüche. Ich beobachte einen Zahnarzt, der seinen Patienten auf offener Straße behandelt, es wird gekocht, verkauft und natürlich steht auch hier wirklich an jeder Ecke eine Kuh auf der Straße. Ein Bild, das mich bis zur Abreise immer wieder fasziniert hat. Mehr als meinen 14jährigen Sohn.
Der Besuch des Taj Mahal ist sehr gut durchorganisiert. Ticketing, Security Check, öffentliche Verkehrsmittel, alles funktioniert reibungslos, wie so vieles in Indien.
Ich hatte keine großen Erwartungen an das Taj Mahal. In dem Moment, als ich das Gelände betrat, war ich fasziniert und gefesselt von der Umgebung. Im Nachhinein kann ich gar nicht sagen, was es genau war. Wir waren weder zum Sonnenuntergang noch zum Sonnenaufgang da, einfach am Tag bei normalem Licht.
Ich betrat das Gelände und mein erster Gedanke war: Hier komme ich noch mal hin, das muss ich dem Rest der Familie zeigen! So etwas habe ich selten gespürt. Es ging mir mit dem Taj Mahal wie mit Indien und den Indern, es war Liebe auf den ersten Blick.
Ich schätze, dass an diesem Tag zu 99 % Inder aus dem ganzen Land das Taj Mahal besuchten.
Die Vielfalt war überwältigend und die Eindrücke waren unvergesslich. Aber nicht nur für uns. Ein blonder Junge und eine große, deutsche Frau waren für die Inder ebenso interessant wie exotisch. Immer wieder wurden wir sehr höflich nach einem gemeinsamen Foto gefragt. Ich schätze, wir kreisen heute noch in verschiedenen sozialen indischen Netzwerken umher.
Im Taj Mahal hatten wir einen privaten Führer, der uns sehr ausführlich in perfektem Englisch alles über das Taj Mahal und seine Geschichte erzählt hat. Den Führer haben wir vor Anreise über das Hotel gebucht, was tadellos funktioniert hat. Eine Investition, die ich jederzeit wieder machen würde.
Am späten Nachmittag kehrten wir nach Delhi zurück. Kurze Erholung am Pool, noch mal ins Spa geschaut (lohnenswert! ) und etwas müde ging es weiter zum Abendessen.
Gegessen haben wir im "Bukhara" im ITC Maurya Hotel. Nordindische Küche, zubereitet im traditionellen Tonofen, sehr Tandoori-lastig und viele Kebabs. Ich habe selten so gutes Lammfleisch gegessen. Die ganze Atmosphäre war fantastisch, man sitzt auf kleinen Hockern und isst mit den Händen, was überraschend gut klappt. Am Eingang hängt eine Bildergalerie mit berühmten Gästen. Die gesamte internationale Politik-Szene war dort schon zu Gast und zahlreiche Promis aus Sport und Entertainment - zu Recht! Das Restaurant ist hochpreisig, aber nicht überteuert für das, was es an Qualität bietet.
Indien ist geprägt von einem hohen Sicherheitsstandard. Vor jedem größeren Restaurant und Hotel, das wir besuchten, wurden unsere Taschen durchleuchtet und es fand eine Personenkontrolle statt. Immer sehr dezent und im Schutz der Privatsphäre.
Der zweite Tag:
Heute konnten wir zum ersten Mal in Ruhe das ausgezeichnete Frühstück im Hotel genießen. Alles, was man sich wünscht, wurde in bester Qualität serviert. Die Auswahl war unendlich.
Der erste Tag und seine Eindrücke waren atemberaubend, aber er hat, auch in Kombination mit dem Jetlag und der kurzen Nacht, seine Spuren hinterlassen. Aus diesem Grund haben wir den zweiten Tag lockerer angehen lassen und sind nach einem ausgiebigen Frühstück etwas später gestartet.
Auf einem Stadtplan kreisten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten (Gate of India, Regierungsviertel, Jantar Mantar, Präsidentenpalast und diverse Tempel ) ein und bestiegen ein Taxi.
Indische Taxis sind überwältigend ! Sie besitzen zwar keine Klimaanlage, aber der Kreativität bezüglich der Innenausstattung sind keine Grenzen gesetzt. Unser Taxifahrer brachte uns zielsicher von Station zu Station und wartete geduldig, wenn wir eine Sehenswürdigkeit etwas länger besichtigen wollten. Delhi hat viele tolle Plätze. Ein indischer Freund sagte mir, Delhi wäre das indische Washington und Bombay (Mumbai benutzte kein Inder, den ich getroffen habe) das indische New York. Das mit Washington kann ich noch nachvollziehen, aber der Vergleich mit New York hinkt etwas für mich.
Ansonsten: viele tolle Plätze, beeindruckende Tempel und viele unvergessliche Begegnungen. Für uns war die Taxi-Lösung ideal. Man kreist das ein, was man interessant findet, startet und schaut, wie lange die Energie für den Tag reicht.
Gegen Abend sind wir von Delhi nach Mumbai geflogen. Den Transfer haben wir über das Hotel gebucht, wie auch den gesamten Ausflug ins Taj Mahal. Mumbai liegt im Westen an der Küste des Arabischen Meeres und ist zwei Flugstunden entfernt.
In Mumbai haben wir bewusst ein modernes Hotel (The Oberoi) gewählt. Das genaue Gegenteil von dem sehr traditionellen Hotel in Delhi. Die Lage und die Aussicht auf das Meer sind sensationell. Die Fenster sind riesig, der Blick unverbaut und man sieht nur das Meer. So stelle ich mir den Blick aus einem Kreuzfahrtschiff vor. Ich hatte vom ersten Moment an das Gefühl, dass das Personal dort auf Gedankenlesen trainiert wurde. Meist wurden meine Fragen schon beantwortet, bevor ich sie aussprechen konnte. Das Hotel ist ein modernes Luxushotel, das keine Wünsche offen lässt und auch durch Kleinigkeiten extrem positiv auffällt.
Zum Beispiel reise ich immer mit einer Vielzahl von Kissen, die ich von zuhause mitbringe (was ich sonst noch so mitbringe, erzähle ich mal an einer anderen Stelle...).
Meist werden meine eigenen Kissen vom Houskeeping ignoriert, im schlimmsten Falle wird mein „Anti-Falten-Kissenbezug“ (aus Seide, ich liebe ihn und er ist jeden Euro wert!!) durch einen knallhart gestärkten Baumwollbezug ersetzt. Im Hotel Oberoi fand ich einen handgeschrieben Brief vor, wo mir sehr liebevoll verschiedene Varianten bzgl. meiner Kissen offeriert wurden. Das Ganze wurde mit einer Blume optisch abgerundet. Tja, was soll ich sagen, damit bekommt man mich. Das ist für mich wirklich ein besonderer, liebevoller Service.
http://www.oberoihotels.com/hotels-in-mumbai/
Der dritte Tag:
In Mumbai war es an diesem Tag heiß und stickig. Wir hatten mit dem Jetlag zu kämpfen und waren etwas müde. Vom Magen ging es uns übrigens ausgezeichnet. Wir haben vom ersten Moment an alles gegessen und den Rat „ cook it, peel it oder leave it“ ignoriert. Aber das möchte ich hier auf keinen Fall als Empfehlung weitergeben.
Aufgrund der Müdigkeit mieteten wir ein klimatisiertes Auto mit Fahrer. Mein erster Gedanke, als das Auto um die Ecke kam: den Standard hätte ich gerne in Deutschland! Der Fahrer sprach ein exzellentes Englisch und steuerte zielsicher alle Highlights in Mumbai an. Wir haben sehr viel gesehen und während der gesamten Fahrt gestaunt.
Meine persönlichen Highlights:
Gandhi House: hingehen, schauen, fühlen. Ich war sehr berührt, mein Sohn schlenderte etwas emotionsloser durch die Gänge.
Hanging Gardens: grüne Oase mit wunderschönem Blick auf Mumbai, Luxuswohnanlage, in Nachbarschaft des Tower of Silence (Stätten für Himmelsbestattungen), dieser kann nicht besichtigt werden und das ist auch gut so.
Chhatrapati Shivaji Terminus (Hauptbahnhof von Mumbai und Weltkulturerbe): hier wäre ich gerne abgereist oder angekommen. Jetzt oder damals. Ein Traum im neugotischen Stil.
Dhobi Ghat: die größte Handwäscherei der Welt, über 6000 Menschen waschen täglich bis zu 100.000 Kleidungsstücke, von 4 Uhr bis 21 Uhr, sieben Tage die Woche. Für mich ein Mysterium, wie alles wieder an seinen Platz zurückkommt, aber es scheint zu funktionieren. Krankenhäuser und Hotels lassen hier ihre Wäsche waschen
Gegen Abend sind wir zum Gate of India gelaufen, um im Hotel Taj Mahal zu Abend zu essen. Das Taj Mahal ist ein Luxushotel im Kolonialstil und wartet mit einer spektakulären Besonderheit auf: einer riesigen Poollandschaft im tropischen Garten, ruhig und ganz weit weg vom „Wahnsinn“ der Stadt.
Gegessen haben wir im „Souk Restaurant“ im Taj Mahal Palace Hotel.
Mehr geht fast nicht: traumhafte Aussicht, die Atmosphäre eines Traditionshotels und erstklassige, libanesisch - indische Küche. 100 Punkte!
https://taj.tajhotels.com/en-in/taj-mahal-palace-mumbai/restaurants/souk-restaurant/
Der vierte Tag:
Mit dem Bus und zu Fuß ging es zum Gate of India und von dort auf die Fähre zu Elephant Island. Auch hier eine ähnliche Situation wie im Taj Mahal, es waren ausschließlich indische Touristen an Bord. Die frische Luft und die Bootsfahrt haben uns gutgetan und einen schönen Blick auf Mumbai beschert. Den Aufstieg zu den Höhlen fand ich beschwerlich. An diesem Tag war es sehr heiß und stickig und ich schätze, wir sind mindestens 45 Minuten bis zu den Höhlen aufgestiegen. Zwar auf einem festen Weg, aber immer überdacht mit einer blauen Plastikplane. Dadurch war die Luft noch stickiger und es kam mir heißer vor, als es an diesem Tag schon war. Oben angekommen wurden wir von riesigen Höhlen mit Figuren überrascht. Sehr sehenswert und eine gute Gelegenheit, Mumbai für einen Tagestrip für kleines Geld den Rücken zu kehren.
Am Abend haben wir im Khyber Restaurant gegessen.
Sensationelles Essen, sehr schönes Ambiente, internationales Publikum. Ich würde immer wieder hier essen!
Gegen 22.30 Uhr ging es per Limousine zum International Airport Mumbai. Wow - was für ein wunderschöner Flughafen!
Hell, modern, höchster Sicherheitsstandard. Davon ist Deutschland noch ganz, ganz weit entfernt. Der Sicherheitscheck findet statt, bevor das Terminal betreten wird und der Check-in ist nach Buchungsklassen und Gebäuden unterteilt.
Noch schnell in die Vielflieger-Lounge, eine Kleinigkeit gegessen, fasziniert auf die Abflugtafel und die Ziele geschaut und festgestellt, dass Nachtflugverbot in Indien keine Thema ist. Hier wird rund um die Uhr, 24 Stunden, durchgeflogen.
Ganz zum Schluss haben wir noch entdeckt, dass in der Lounge kostenlose Fußmassagen angeboten werden. Das mussten wir natürlich probieren und es war fantastisch. So gut, dass wir als Letzte in die Maschine kamen.
Wir waren so spät dran, dass wir den gesamten Weg zum Boarding rennen mussten, untrainiert, denn ich gehöre zu den wenigen Menschen im Münchner Süden, die nicht täglich joggen ;-).
Fazit: Es war eine wunderschöne Reise, ein erster Eindruck von Indien, eben "Curry in a hurry". Viele Vorurteile wurden abgebaut, die Lust auf mehr wurde geweckt. Ich komme wieder und werde mir definitiv mehr Zeit nehmen.
Vielleicht ja mal vier Wochen Ayurveda am Meer...
©Fotos Beate Finken