© Foto: Installationsansicht "Manifesto. Julian Rosefeldt", Museum Villa Stuck, Foto: Jann Averwerser
16. Februar bis 21. Mai 2017
Julian Rosefeldt (geb. 1965 in München, lebt in Berlin) ist vor allem durch aufwendig inszenierte Filmarbeiten bekannt geworden. In der Villa Stuck in München ist jetzt die 13-teilige Filminstallation Manifesto zu sehen, in deren Mittelpunkt die Schauspielerin Cate Blanchett agiert. Rosefeldt setzt sich mit der bewegten Tradition und literarischen Schönheit von Künstlermanifesten auseinander – mit Künstlermanifest ist ein programmatischer Aufruf gemeint, den eine Gruppe oder ein Einzelner verfasst, um politische oder künstlerische Ziele darzulegen. Die Installation beginnt mit einem Satz aus dem kommunistischen Manifest von Marx und Engels: All that is solid melts into air.
In insgesamt 12 Installationen mit einer Länge von etwa zehn Minuten sowie einem Prolog von etwa vier Minuten (möchte man alle Filme sehen, braucht man also etwas Zeit) spielt Cate Blanchett unterschiedliche Charaktere und zitiert dabei aus den Originalschriften, die collagiert, neu editiert und gekürzt worden sind. Diese spannen den Bogen von Karl Marx und Friedrich Engels Manifest der Kommunistischen Partei aus dem Jahr 1848 hin zu Coop Himmelb(l)aus Architektur muss brennen von 1980 und Jim Jarmuschs Goldene Regeln des Filmemachens von 2002.
»Beim Dreh fand ich es bemerkenswert, wie frisch die Sprache noch war und wie sehr in Einklang mit den scheinbar zufälligen Szenarien«, erklärt Cate Blanchett in einem Interview: »Manche der damals radikalen Texte bekamen in den neuen Kontexten fast etwas Mainstreamhaftes, Populistisches.«
Cate Blanchett schlüpft nacheinander in die Rollen eines Obdachlosen, einer Börsenmaklerin, einer tätowierten Punkerin, einer Arbeiterin in einer Müllverbrennungsanlage, einer Mutter mit Familie und vieler mehr und rezitiert die Texte indreizehn unterschiedlichen Dialekten. Den Filmkünstler Rosefeldt lernte Blanchett 2012 zufällig über einen gemeinsamen Bekannten in Berlin kennen, er überzeugte sie von seinem Projekt und stellte die Arbeit nach einem Jahr akribischer Vorbereitung gemeinsam mit ihr im Winter 2014 in nur zwölf Drehtagen fertig.
Blanchett gelingt es durch ihre enorme Wandlungsfähigkeit und ihr überzeugendes schauspielerisches Können den eindrücklichen Worten der Künstlermanifeste Stimme und Persönlichkeit zu verleihen. Die Schauspielerin brachte ihren Mann und ihre Kinder nach Berlin, diese übernahmen die Rolle der Familie in Filmsequenz Nummer Zehn, in der aus dem Manifest von Claes Oldenburg Ich bin für eine Kunst…. aus dem Jahr 1961 zitiert wird.
Die Villa Stuck ist die achte Station der weltweiten Ausstellungstournee, Rosefeldt ist in München geboren und aufgewachsen, seit 2011 lehrt er an der Akademie der Schönen Künste. Neben der Installation gibt es noch eine Kinofassung, die gerade auf dem Sundance Festival ihre Premiere feierte
Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Sammlung Goetz statt, die bereits die Entstehung der Filminstallation MANIFESTO durch einen frühen Ankauf gefördert hat.
http://www.villastuck.de/index.html
Hier könnt Ihr den Trailer der Kinofassung anschauen:
Trailer der Kinofassung von MANIFESTO, Julian Rosefeldt
Über die Autorin:
Daniela Christmann ist promovierte Kunsthistorikerin und freie Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie schon lange in München, reist gerne, liebt unterschätzte Kunst und Ausstellungen, die den Blick herausfordern.