Beirut - sündhaft teuere, schicke, lebenslustige und weltoffene Hauptstadt des Libanons (1)
Wenn ich in eine mir unbekannte Stadt komme, stelle ich mir jedesmal die gleiche Frage: “Könntest Du hier leben?” In Beirut war es nach zwei Tagen klar. Ja, hier könnte ich eine Heimat finden und hier würde ich auf Menschen und Orte treffen, die meiner Seele guttun. Natürlich tobt das Chaos in der Stadt, und der ganz normale Wahnsinn einer Metropole trifft auf militärische Checkpoints, die an vielen Stellen für zusätzliche Verzögerungen sorgen und den Alltag erschweren.
Aber was ist das alles gegen eine ganz große Portion Lebensfreude, Weltoffenheit und Toleranz?!
Libanesen lieben das Leben - das spürt man. In jeder Sekunde.
Aufgeben war nie das Ziel. Die Libanesen lieben das Leben, sind fröhlich und feiern sehr gerne. Man erkennt zwar deutliche Ungleichheiten auf der Straße, und auch die Korruption hat ihre Spuren hinterlassen. Sicher habe ich mich trotzdem überall gefühlt. Selbst in einem kurzem Rock, in den Slums und nachts, in einsamen Straßen. Die Libanesen sind außergewöhnlich nett und positiv, schauen nach vorne und nicht nach hinten und sehen die schönen Seiten des Lebens. Es gab in den sieben Tagen kein einziges Problem, keinen Moment, in dem ich mich unwohl gefühlt habe.
Ein Versuch, die wilde Stadt Beirut einzufangen und ihre verschiedenen Facetten zu zeigen. Eine Bilderreise durch Beirut - eine Stadt, die deutlich macht, dass der Nahe Osten aufblüht.
Berührend, lebendig, dynamisch und immer wieder anders. Eine pulsierende Stadt mit ganz viel Lebenslust: Beirut
Stadtviertel Gemmayze
Leben mit Extremen und deutlichen Kontrasten
Französische, arabische und osmanische Einflüsse prägen das Erscheinungsbild der Stadt. Die Spuren des Krieges sind präsent, und doch kann man sich ihnen immer wieder entziehen.
Zerschossene, ausgebrannte Häuser - 15 Jahre Bürgerkrieg haben ihre Spuren hinterlassen. Es braucht nicht viel für einen Krieg. Frieden ist zerbrechlich. Das spürt man in Beirut.
Zeitgenössische Architektur und Spurensicherung aus früheren Tagen
Die Hotels an Beiruts Küstenpromenade waren bevorzugte Angriffsziele im Krieg. Das ehemalige Hotel „Holiday Inn“ steht als eines der letzten noch als Ruine da und dient heute als militärischer Stützpunkt, eingebettet in moderne Architektur und Luxus pur.
Teure Appartments und Statussymbole. Stadt der Lebensfreude und des Geldes. Luxus für die, die es sich leisten können.
Exclusive Lagen, teure Yachten, Statussymbole - auch das ist Beirut, aber die Stadt hat noch viele andere Gesichter.
Exclusive Immobilien: Bestes Beispiel in Downtown ist das Beirut Terraces, ein Hochhaus, bestehend aus gegeneinander verschobenen Geschossplatten, die innen und außen verschmelzen lassen und im heißen Libanon das Gebäude durchlüften. Feinste Architektur von Herzog & de Meuron (klickt hier für ein weiteres, sehr spezielles Projekt von Herzog & de Meuron auf BeFifty).
Juwel aus den Zeiten der libanesischen Moderne
Bei dem «Ei» handelt es sich um ein ehemaliges Kino im historischen Zentrum der Stadt, ein Juwel aus der Blütezeit der libanesischen Moderne. Seit 1994 im Besitz des Immobilienkonzerns Solidere, mit ungewisser Zukunft.
High Society, Korruption und viel verblasster Glamour: St. Georges Hotel
Die Ruine des St. Georges Hotels: In den 1920er-Jahren gebaut, stand das St. Georges einst für das glamouröse Beirut. Vor dem Bürgerkrieg war es ein Hotspot und DER Treffpunkt für die High Society, die von Saint Tropez über Paris nach Beirut jettete. Im Bürgerkrieg wurde es zerstört, seitdem wartet das Hotel auf den Wiederaufbau. Die Gründe: fehlende Genehmigungen.
18 Religionsgemeinschaften auf engstem Raum
In Beirut gibt es unendlich viele Moscheen und Kirchen, bunt gemischt, dank der 18 Religionsgemeinschaften im Land. Die Mohammed-al-amin-Moschee ist die größte Moschee der Stadt.
Nachts im Libanon - die schönste Zeit des ganzen Tages. Die Libanesen können genießen, sie möchten jeden Moment spüren, denn sie wissen nicht, was der nächste Morgen bringt.
Nachts ist die Lebenslust am stärksten zu spüren. Geselligkeit und Freude am Genuss stehen in Beirut im Fokus. Und auch die kleinen Freiheiten, die wir aus einem unbeschwerten Leben der 80er Jahre kennen, werden hier gelebt: Helm auf dem Motorrad? Fehlanzeige! Gurt im Auto? Vielleicht. Eine Stadt, die nicht schläft, und deren Bewohner eine ungezähmte Lebenslust haben.
Die libanesische Küche: Sexy!
Bunte Farben, Vielfalt, Aromen und Frische. Immer im Fokus: Meza, das libanesische Festmahl. Roher Fisch, rohes Fleisch, natürlich in Kombination mit einem Arak. Ich habe alles gegessen und genossen.
Vergesst Istanbul, Marrakesch und Dubai - fliegt nach Beirut!
Beirut - das Paris des Nahen Ostens oder die schönste Hauptstadt des Nahen Ostens? Ja, vielleicht. Aber eines steht fest: vergesst Istanbul, Marrakesch und Dubai und besucht stattdessen Beirut. Die Hauptstadt bietet Lebensfreude pur und ganz viel Ehrlichkeit. Der Libanon ist und bleibt ein Land der Extreme! Und auf jeden Fall eine Reise wert!
Eure Beate
Lust auf Beirut bekommen? Dann klickt hier. Im Blog Post “Beirut: 6 Plätze, die man besuchen muss” zeige ich Euch ganz besondere Orte. Die Reisefakten findet Ihr am Schluss des Posts.
High on the happy side. Mit meinem Sohn Fritz (21), Austausch-Student an der American University of Beirut. Danke Fritz, ohne Deinen Mut und Tatendrang hätte ich diesen Ort niemals besucht.
Fakten:
Anreise: Leider kein Direktflug ab München. Meine Strecke: München - Istanbul - Beirut. Türkisch Airlines, ca. 240 Euro.
Temperaturen im November: durchgehend 26 Grad, kein Regen
Papiere: Reisepass, Visum wird vor Ort erteilt (Stand Oktober 2018)
Unterkunft: Kempinski Summerland Hotel & Resort, etwas außerhalb vom Stadtzentrum, aber sehr ruhig am Meer gelegen und viel frische Luft. Eine Oase! Baden ist leider nicht möglich, da das Meer zu verschmutzt ist
Transport: Uber, und zwar nur Uber! Unproblematisch, schnell und immer perfekt. Auf Knopfdruck kommt ein Fahrzeug direkt zu einem. Die Fahrer wissen genau, wo man abgeholt werden möchte - Erkennung per PKW-Kennzeichen und Namen. Die Bezahlung erfolgt komplett bargeldlos und wird von der Kreditkarte abgebucht. Die Taxen haben keinen Taxameter, daher ist die Preisgestaltung nicht transparent.
Reiseführer: Middle East (Lonely Planet Travel Guide) / The Monocle Travel Guide to Beirut. Beide englischsprachig, aber aktuell.
Restaurant-Empfehlungen: Brassica (Insta brassica.saifi, Arteen (Tripadvisor), Liza Beirut, Mezyan, Casablanca.
Die Geschichte: Der libanesische Bürgerkrieg hat von 1975 bis 1990 eine große Zahl an Opfern gefordert. Zuvor galt Beirut als “Paris des Nahen Ostens”, als Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle aus der Region. Der Krieg ist teilweise immer noch präsent. Die schwere Zeit spürt man. Auch in der Leichtigkeit, die die Stadt hat. Laut Transparancy International gilt der Libanon als eines der korruptesten politischen Systeme der Welt.
kb